PUSH

Projektname
Patientensicherheit Und Pflegequalität in Südtiroler KrankenHäusern (PUSH) – Eine mixed-method Studie zum Ausmass, Art, Einflussfaktoren, Auswirkungen und ethischen Aspekten von Rationierung von Pflege

Projektleitung
Dietmar Ausserhofer

INS-Projektteam
Dietmar Ausserhofer
Sabina De Geest
Maria Schubert
Michael Simon

Externe Projektpartner
Claudiana Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe Bozen, Italien | University of Lausanne 

Ort der Datenerhebung
– Südtiroler Sanitätsbetrieb

Laufzeit
2015 bis 2017

Projektbeschreibung
Hintergrund
Die Stellenbesetzung beim Pflegepersonal und eine gute Arbeitsumgebungsqualität im Krankenhaus (z. B. gute Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegepersonen) beeinflussen maßgeblich die Ergebnisse bei Patienten (z. B. tiefere Mortalität, weniger nosokomiale Infektionen) und beim Pflegepersonal (z. B. höhere Arbeitszufriedenheit, weniger Berufsausstieg). Aktuelle Studien zeigen, dass durch ein Ungleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Patienten und den zur Verfügung stehenden Ressourcen (Anzahl Personal, Grade-/skill-mix und Zeit) Pflegepersonen vermehrt Prioritäten setzen, notwendige pflegerische Maßnahmen bei ihren Patienten verteilen und Pflege teilweise und sogar gänzlich weglassen müssen. Der Zusammenhang zwischen der Arbeitsumgebung, Rationierung von Pflege und den Ergebnissen bei Patienten und Pflegepersonal wurde in bisherigen Studien nur teilweise untersucht. Zudem ist wenig über die ethische Dimension von rationierter Pflege und den Konsequenzen für das Pflegepersonal (z. B. moralischen Dilemma, Rollenkonflikt) bekannt. Es ist notwendig, ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie Pflegepersonen klinische Entscheidungen treffen und welche Kriterien sie für die Prioritätensetzung und Rationierung von Pflege verwenden. Die Studie Patientensicherheit und Pflegequalität in Südtiroler Krankenhäusern (PUSH) hat zum Ziel, ein umfassendes Verständnis zum Ausmass, Art, Einflussfaktoren, Auswirkungen und ethischen Aspekten von Rationierung von Pflege zu entwickeln.

Zielsetzung

  • Beschreiben des Ausmasses und der Pflegemassnahmen, welche Pflegepersonen in den Südtiroler Krankenhäusern rationieren und untersuchen der Kriterien und mentalen Modelle, welche sie für die klinische Entscheidungsfindung, Prioritätensetzung und Rationierung von Pflege verwenden;
  • Explorieren der Zusammenhänge zwischen impliziter Rationierung von Pflege und ausgewählten Ergebnissen bei Patienten (z. B. Patientenstürze, Dekubitus, nosokomiale Infektionen, Patientenzufriedenheit) und beim Pflegepersonal (z. B. Arbeitszufriedenheit, emotionale Erschöpfung);
  • Untersuchen der ethischen Dimension (z. B. moralisches Dilemma und Rollenkonflikt) und möglicher negativer Folgen (z. B. negative Emotionen) von Rationierung von Pflege aus Sicht der Pflegepersonen;

Untersuchen ob die Pflegedienstleitung, Ärzte und Patienten Rationierung von Pflege wahrnehmen, welche pflegerischen Maßnahmen aus ihrer Sicht hohe Priorität haben sollten und für welche pflegerische Maßnahmen eine Rationierung akzeptabel ist.

Design/Methode
PUSH ist ein dreijähriges Forschungsprojekt (2015-2017) und verwendet ein sequentielles explanatorisches Mixed-Methods Design, bestehend aus jeweils einer quantitativen und qualitativen Studie. Zuerst wird eine Querschnittstudie basierend auf international erprobten Methodologien durchgeführt. Es werden ca. 1,500 Fachpersonen (Ärzte, Pflegepersonen) und ca. 1,000 Patienten auf den bettenführenden Abteilungen der sieben Krankenhäuser des Südtiroler Sanitätsbetriebs in die Studie eingeschlossen, um Befragungsdaten zu patienten- und pflege-bezogenen Ergebnissen, sowie organisatorischen Merkmalen der Patientensicherheit und Pflegequalität zu sammeln. Die Daten zu Krankenhaus- und Abteilungsmerkmalen werden anhand der Stations- und Pflegedienstleistungen gesammelt. Die unterschiedlichen Datenquellen werden auf Abteilungs- und Spitalebene verknüpft und mit geeigneten, deskriptiver und inferential-statistischer Verfahren (z. B. Multilevel Regressionsanalysen, Strukturgleichungsmodellen) analysiert. Auf Basis der Ergebnisse der quantitativen Studie wird eine qualitative Studie (interpretive description research methodology) durchgeführt und eine Auswahl von Pflegepersonen, Führungspersonen im Sanitätsbetrieb, Ärzten und Patienten (insgesamt mit ca. 100 Personen) aus den sieben Krankenhäusern im Rahmen von Fokusgruppen- und/oder Einzelinterviews befragt.

Erwarteter Nutzen / Relevanz
Dieses Forschungsprojekt wird zu einem besseren Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen einer sicheren und qualitativ-hochstehenden Pflege führen. Angesicht der Sparmassnahmen und der bevorstehenden Gesundheitsreform im Südtiroler Gesundheitswesen wird dieses Forschungsprojekt der Gesundheitspolitik, dem Krankenhaus- und Qualitätsmanagement, der Krankenpflegeausbildung und den Patienten wichtige Erkenntnisse zu Aspekten der Patientensicherheit und Pflegequalität liefern. Die gesammelten Daten bilden eine gute Grundlage, prioritäre Themen zur Verbesserung der Patientensicherheit und Pflegequalität zu identifizieren und weitere Forschungs- und Qualitätsverbesserungsprojekten durchzuführen.