Prolog (1990-1999)
Nach erfolglosen Vorstössen an anderen Schweizer Universitäten, wird im Jahr 1990 der erste Funke für ein pflegewissenschaftliches Programm an der Universität Basel entfacht.
Der damalige Dekan Prof. Dr. med. Othmar Gratzl initiiert in Zusammenarbeit mit Marianne Zierath, der damaligen Leiterin Pflegedienst im Universitätsspital Basel, die ersten Schritte zu einem pflegewissenschaftlichen Studium in Basel. Prof. Gratzl hatte in den USA mit akademisch ausgebildetem Pflegefachpersonal zusammengearbeitet und sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Marianne Zierath ihrerseits absolvierte zu jener Zeit ein Masterstudium in Pflegewissenschaft an der Universität Edinburgh mit dem Ziel, in Basel ein ähnliches Programm aufzubauen.
Im November 1990 wird eine Fakultätskommission unter der Leitung von Prof. Dr. med. Catherine Nissen einberufen, die sich dem Projekt „Postgraduierten Ausbildung für Angehörige der Pflegeberufe“ widmet. Später wird daraus: „Akademische Nachdiplomausbildung mit Lizenziatabschluss für Angehörige der Pflegeberufe“ respektive Bachelor / Master in Pflegewissenschaft. Die Kommission ist erstmals interdisziplinär mit Medizinern und Pflegeberufsangehörigen besetzt. Dabei werden gesamtschweizerisch jene Kräfte eingebunden, die ein Studium der Pflegewissenschaft befürworten.
Es folgen ein Jahrzehnt unermüdlichen Einsatzes von verschiedener Seite, Berichte, Bedarfsabklärungen, Fundraising, Kollaborationsmöglichkeiten im In- und Ausland, Überzeugungsarbeit, Konzeptarbeit…. Insgesamt ein langwieriger Weg durch die lokalen und schweizerischen Hochschulgremien, die politischen Instanzen und die Pflegeberufskreise.
Im Mai 1993 wir der Medizinischen Fakultät ein Bericht mit Eckdaten zum Inhalt und zur Struktur des pflegewissenschaftlichen Studiums mit Schwerpunkt chronische Erkrankungen vorgelegt. Die Fakultät beschliesst die Weiterleitung des Berichts an die oberen Behörden.
Die Finanzierung des Projektes bereitet Kopfzerbrechen. Deshalb gründen am Projekt Interessierte im Dezember 1995 den Verein zur Förderung der Pflegewissenschaft und -forschung (VfP) mit dem Ziel, eine Anschubfinanzierung sicherzustellen und am Projekt mitzuarbeiten. Auch der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner (SBK) unterstützt das Projekt. Die Mittelbeschaffung verläuft schlussendlich, dank grosszügiger Spenden von Privatpersonen, Pflegenden und Medizinern, erfolgreich.
Im Jahre 1996 befindet sich die Medizinische Fakultät in einer Phase der Umstrukturierung, in deren Rahmen eine Diskussion um die strukturelle Einbindung der Pflegewissenschaft – in den klinischen oder den universitären Teil – entbrennt. Die Diskussion wird mit dem Vorschlag der Zuordnung der Pflegewissenschaft zum universitären Teil beendet. Stellen aus dem universitären Teil werden zur Umwidmung vorgesehen.
Am 23. August 1996 erfolgt mit Beschluss der Medizinischen Fakultät die Zustimmung zur Schaffung und Besetzung einer hauptamtlichen Professur für Pflegewissenschaft sowie die Zustimmung zur Finanzierung (Privatmittel/ Erneuerungsfond der Universität/ Budget der Universität). Der Bericht wird an den Universitätsrat weitergeleitet.
Am 3. Juli 1997 entscheidet sich der Universitätsrat für die Einführung des Studienganges Pflegewissenschaft gemäss Konzept und Anträgen der Medizinischen Fakultät. Die Umsetzung des Projektes scheint zum Greifen nah. Aber weit gefehlt: auf Verlangen der Klinischen Koordinationskommission wird am 3. November 1997 die Strukturkommission Pflegewissenschaft eingesetzt mit dem Auftrag der Berichterstattung an die Medizinischen Fakultät.
Nach Ablieferung des Berichtes der Medizinischen Fakultät wird im April 1998 zusätzlich ein Konzept für die Einbindung der Pflegewissenschaft in die klinische Praxis der Universitätskliniken des damaligen Kantonsspitals Basel verlangt.
Am 24. Juni 1998 wird der Gesamtbericht an das Dekanat der Medizinischen Fakultät eingereicht zur Weiterleitung an Rektorat und Universitätsrat mit folgenden Empfehlungen und Anträgen:
- Schaffung eines Ordinariates für Pflegewissenschaft
- Schaffung eines Extraordinariates für Pflegewissenschaft
- Gutheissung des schrittweisen Aufbaus der übrigen universitären Ausbildungsfunktionen
- Schaffung eines Instituts für Pflegewissenschaft mit den notwendigen nicht universitären Lehrbeauftragten und der Administration
- Vorbereitung einer Leistungsvereinbarung zwischen dem Institut und den Universitätskliniken gemäss Entwicklungsmodell im Konzept
Ende Juni 1998 stimmt die Koordinationskommission Klinische Medizin aufgrund des Berichtes der Schaffung des universitären Instituts für Pflegewissenschaft zu. Die Medizinische Fakultät setzt eine Berufungskommission Pflegewissenschaft unter dem Vorsitz von Prof. Dr. med. Othmar Gratzl ein.
Am 20. August 1998 nimmt der Universitätsrat Kenntnis von den Berichten der Medizinischen Fakultät und vom Beschluss der Koordinationskommission Klinische Medizin Kenntnis und gibt die beiden hauptamtlichen Professuren zur Besetzung frei.
Damit ist der Funke endgültig übergesprungen: das Ziel, nicht nur einen Lehrgang für Pflegewissenschaft zu schaffen, sondern erstmals in der Schweiz ein Institut für Pflegewissenschaft strukturell in eine Schweizerische Universität einzubinden, ist erreicht. Der Schwerpunkt chronische Erkrankungen findet Akzeptanz und die Einbindung in die klinische Praxis ist gut vorbereitet.
Am 7. Dezember 1998 findet das Symposium statt, an dem alle Kandidaten und Kandidatinnen für die beiden Positionen (Ordinariat und Extraordinariat) vortragen.
Die Berufungskommission erstattet im Januar 1999 Bericht an die Medizinische Fakultät; es folgen die Berufungsverhandlungen mit dem Rektorat. Nach dem Bericht des Rektorates über die Verhandlungen, die strategischen Vorarbeiten zur Integration der Pflegeforschung und über die Finanzplanung, wählt schliesslich der Universitätsrat am 9. Dezember 1999 die beiden Professorinnen Sabina De Geest als hauptamtliche Ordinaria und Annemarie Kesselring als hauptamtliche Extraordinaria.
In der Folge beschliesst der Schweizerische Berufsverband der Pflegefachfrauen und Pflegefachmänner, das eigene Institut für Pflegewissenschaft in der bisherigen Form nicht weiterzuführen und stattdessen eine teilzeitige Assistenzstelle für das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel zeitlich befristet zu finanzieren.
Die wichtigsten WegbereiterInnen während dieses langjährigen Prozesses von der Idee zur Eröffnung des INS waren (in alphabetischer Reihenfolge): Guido Bartelt, Claudine Braissant, Germaine Eze, Magdalena Fankhauser, Ulrich Gäbler, Othmar Gratzl, Niklaus Gyr, Felix Harder, Wolfgang Holzgreve, Sylvia Käppeli, Annemarie Kesselring, Monika Müller-Angst, Catherine Nissen, Catherine Oeri, Ruth Quenzer, Veronika Schaller, Daniel Scheidegger, Hannes B. Staehelin, Mathias Stauffacher, Werner Stauffacher, Urs Weyermann, Marianne Zierath, und eine Vielzahl von Pflegeberufsangehörigen.