SQUEEZE
Projektname
SQUEEZE: Maximierung der Wirkung von antirheumatischen Basistherapien zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis durch den Einsatz von Biomarkern
SQUEEZE WP#8: Entwicklung, Umsetzung und Testung eines integrierten, Technologie-gestützten Versorgungsmodells für rheumatoide Arthritis.
Projektleitung
Sabina De Geest
Agnes Kocher
INS-Projektteam
Sabina De Geest
Agnes Kocher
Anja Renner
Janette Ribaut
Sofia Calado
Christina Wettengl
Externe Projektpartner
Medizinische Universität Wien, Österreich
Academisch Ziekenhuis Leiden, Netherlands
Diakonhjemmet Sykehus, Norway
Karolinska Institutet, Sweden
EUTEMA Research Services GmbH, Austria
Insituto de Salud Musculoesquelética, Spain
DAMAN, Denmark
Humanitas Mirasole, Italy
Oslo University Hospital, Norway
PrecisionLife, Denmark
European Alliance of Associations for Rheumatology (EULAR), Switzerland
Queen Mary University of London, United Kingdom
Orte der Datenerhebung
Europaweit
Laufzeit
2022 bis 2027
Projektbeschreibung
Hintergrund
Rheumatoide Arthritis (RA) ist eine chronische immunvermittelte Krankheit, von der etwa 5 Millionen EU-Bürger:innen betroffen sind und die erhebliche persönliche und sozio-ökonomische Auswirkungen hat. Der Beginn der (lebenslangen) Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Antirheumatika (DMARDs) wird unmittelbar nach der Diagnose der RA empfohlen. Erreicht ein Patient:in keine Remission, sollte die DMARD-Therapie im Rahmen eines gemeinsamen Entscheidungsfindungsprozesses (Shared decision making, SDM) zwischen Patient*innen und medizinischen Fachpersonen angepasst werden.
Allerdings ist es derzeit nicht möglich, vorherzusagen, welches der DMARDs für den einzelnen Patient:innen die beste Wahl ist. Ohne geeignete Parameter, welche auf die beste DMARD-Wahl für bestimmte Patient:innen hinweisen, können Behandlungsstrategien unwirksam, umständlich und teuer sein.
Darüber hinaus mangelt es an Strategien für das Management der RA, die es erlauben, die Vorteile von DMARDs mittels SDM und Adhärenz über den ganzen Krankheitsverlauf eines Patient:innen voll auszuschöpfen. Ausserdem wird die gemeinsame Entscheidungsfindung (SDM) von Patient*innen mit ihren Gesundheitsfachpersonen derzeit in patientenzentrierte Applikationen (Apps) für Menschen mit RA noch kaum berücksichtigt. Während Technologie-gestützte integrierte Versorgungsmodelle bei chronisch kranken Menschen nachweislich die Therapietreue verbessern, sind solche umfassenden Versorgungsansätze für Patient:innen mit RA rar und ein klarer ungedeckter Bedarf.
Für die Entwicklung und Umsetzung eines neuen Versorgungsmodells ist ein gutes Verständnis der bestehenden RA-Versorgungsprozesse und kontextuellen Faktoren wichtig (z.B. die üblichen Vorgehensweisen bei Therapieentscheidungen), um die Umsetzung des Modells in die klinische Praxis zu gewährleisten. Die Offenheit von Patient:innen und Fachpersonen gegenüber der Technologie muss ebenfalls verstanden und berücksichtigt werden, um das Verhalten und das psychosoziale Wohlbefinden (z. B. Medikamententreue, Nebenwirkungen von Medikamenten, subjektives Erleben von Symptomen) durch Technologie-gestützte Versorgung (eHealth) zu messen und zu verbessern. Darüber hinaus sollen aktuelle Erkenntnisse aus anderen SQUEEZE-Arbeitspaketen (z.B. therapeutische Überwachung der Medikation) und von SQUEEZE-Partnern (z.B. eHealth-Strategien bei RA) bei der Entwicklung des Versorgungsmodells berücksichtigt werden.
Zielsetzung
Das SQUEEZE-Konsortium hat sich zum Ziel gesetzt, die Wirkung von DMARDs bei RA zu maximieren, indem klinische, labortechnische, molekulare, digitale und verhaltensbezogene Biomarker verwendet werden, um:
- das richtige DMARD für einen bestimmten Patient*innen zu einem bestimmten Zeitpunkt seines Therapieverlaufs auszuwählen;
- die DMARD-Behandlung (Dosis, Verabreichung) zu optimieren;
- ein Technologie-gestütztes integriertes Versorgungsmodell zu entwickeln.
Innerhalb des SQUEEZE-Konsortiums ist das Basler Projektteam für das Arbeitspaket 8 (WP#8) verantwortlich. Das übergeordnete Ziel von WP#8 ist:
- die Entwicklung, Implementierung und Pilottestung des Technologie-gestützten integrierten SQUEEZE Versorgungsmodells (SCM-DTx), das sich auf die Präferenzen und Bedürfnisse von Menschen mit RA konzentriert, um die Medikamentenadhärenz zu verbessern.
Design / Methode
Der konzeptuelle Rahmen von SQUEEZE beinhaltet ein komplementäres methodisches Vorgehen zur Zielerreichung. Dabei setzt SQUEEZE auf einen interprofessionellen, interdisziplinären Ansatz, der klinische und biologische Verfahren mit verhaltensorientierten und psychosozialen digitalen Ansätzen, Implementierungs- und Computerwissenschaften kombiniert. Insgesamt umfasst das SQUEEZE-Programm 9 thematisch unterschiedliche Arbeitspakete (APs), die von drei Säulen getragen werden: (1) Auswahl von DMARDs; (2) Optimierung von DMARDs; und (3) Einbettung der Erkenntnisse aus (1) und (2) in ein innovatives Versorgungsmodell (AP#8).
Das SQUEEZE WP#8 Projekt wird mit den anderen SQUEEZE WPs vernetzt sein. Unter der Verwendung der «Chronic Care» Prinzipien und der Präzisionsmedizin wird WP#8 Implementierungs-, Verhaltens- und agile Informatikmethoden kombinieren, um eine Umsetzung in die Praxis zu gewährleisten. Gemeinsam mit unseren Partner:innen werden wir einen schrittweisen Ansatz zur Entwicklung, Implementierung und Evaluation des SCM-DTx verwenden:
- Einbezug von Interessengruppen (Leitung: INMUSC): Es wird ein agiles Ökosystem für die Einbindung der Stakeholder entwickelt. Dafür werden state-of-the-art Methoden genutzt, um die Entwicklung und Evaluation des SCM-DTx sowie die Arbeit anderer Arbeitsgruppen zu unterstützen.
- Kontextanalyse (Leitung: UNIBAS): Mithilfe eines Multi-Methoden-Ansatzes wird die Variabilität und kontextspezifischen Gegebenheiten in der RA-Versorgung (z.B. Verwendung digitaler Verhaltensindikatoren, DMARD-Optimierungsstrategien, förderliche und hinderliche Faktoren) in den EU-Ländern erfasst, um relevante Praxisstrukturen im Hinblick auf die Behandlung der chronischen Krankheit sowie auf die Verwendung von Technologien zu erfassen.
- Entwicklung des SQUEEZE-Versorgungsmodells SCM-DTx mit Endnutzern (Leitung: UNIBAS): Die Entwicklung des SCM-DTx zielt auf die Umsetzung in die Praxis ab und kombiniert Methoden der Verhaltens-, Implementierungs- und Computerwissenschaften. Das SCM-DTx wird aus verschiedenen Modulen bestehen (z.B. digitale Überwachung von Biomarkern und Patienten-Outcomes, Unterstützung der Medikamententreue, SDM, therapeutische Überwachung der Medikation, Algorithmen für die Abstimmung von Medikamenten und Dosierung, usw.) und auf menschliche und digitale Weise (d.h. über eine optimierte bestehende App) bereitgestellt werden. Zudem werden gezielte Strategien zur Unterstützung der Implementierung gemeinsam mit den Endnutzern (Patient:innen, Fachpersonen) erarbeitet.
- Umsetzung und Evaluation des SQUEEZE-Versorgungsmodells SCM-DTx (Leitung: UNIBAS): Unter Verwendung eines hybriden «Effectiveness-Implementation-Designs» (Vorher-Nachher-Design) wird das SCM-DTx in 2-3 RA-Kliniken implementiert und in einem Pilotprojekt getestet. Zu den Effektivitätsergebnissen gehören digitale Verhaltensmarker (z.B. Medikamententreue), Zufriedenheit mit SDM, Remissionsraten, Auswirkungen der Krankheit sowie Ergebnisse betreffend der «Chronic Care» Leistungen. Implementationsergebnisse sind Akzeptanz, Angemessenheit, Machbarkeit und Interventionsgenauigkeit. Insgesamt werden 150 erwachsene RA-Patient*innen pro Zentrum (d.h. 75 vor der Implementierung; 75 nach der Implementierung) sowie Gesundheitsfachpersonen und relevante Interessengruppen in die Bewertung der Implementierung einbezogen.
Erwarteter Nutzen / Relevanz
Das SQUEEZE-Forschungsprogramm ist eine vernetzte Zusammenarbeit führender Zentren in Europa, die sich zusammengeschlossen haben, um mittels Synergien die Ziele in einer Weise anzugehen, wie es jedes einzelne Zentrum allein nicht könnte. Im Rahmen von SQUEEZE WP#8 werden wir ein neuartiges Technologie-gestütztes Versorgungsmodell entwickeln, um die Wirksamkeit von DMARDs durch eine optimierte Medikamententreue der Patient:innen und eine gemeinsame Entscheidungsfindung von Patient:innen und Gesundheitsfachpersonen zu erhöhen. Der partizipative und systematische Ansatz hat das vielversprechende Potenzial, die Gesundheitsergebnisse dieser Bevölkerungsgruppe zu verbessern und –wenn er sich als wirksam erweist– das Leben von Menschen mit RA entscheidend zu verändern.