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Projektname
Reduzierung von Fehltriage in Notaufnahmen - Ein Weg zu verbesserter Triage-Genauigkeit durch Echtzeitbewertung und Künstliche Intelligenz 

Projektverantwortliche
Christian Nickel
Philippe Claude Cattin
Michael Simon
Franziska Zúñiga

INS-Projektteam
Serena Sibilio
Bastiaan Van Grootven
Michael Simon
Franziska Zúñiga
Ursula Feuz

Laufzeit
2025 bis 2029

Projektbeschreibung
Hintergrund
Die Nachfrage nach Notfallversorgung ist schwankend und kann sich schnell ändern, was zu einer anhaltenden Belastung von Notfallzentren führt. Die Triage stellt den ersten Schritt im Prozess der Notaufnahme dar. Ziel ist es, Patient:innen mit zeitkritischem Behandlungsbedarf zu identifizieren, Leiden zu lindern und die verfügbaren Ressourcen effizient zu nutzen. Trotz der anerkannten Bedeutung einer präzisen Triage erhalten etwa 20 bis 30 % der Patient:innen eine fehlerhafte Einstufung – dies wird als Fehltriage bezeichnet. Die Ursachen für eine unzureichende Triageleistung sind bislang unklar. Aktuelle Studien zur Bewertung der Triage bilden die tatsächliche klinische Praxis möglicherweise nicht realitätsgetreu ab, und es existiert kein einheitlicher Standard zur Bestimmung der Dringlichkeit eines Patient:innen. Der Einsatz von Ersatz-Ergebnismessungen wie Krankenhausaufnahme, Aufnahme auf die Intensivstation oder Sterblichkeit als Indikatoren für die (prädiktive) Validität ist umstritten.
Viele Evaluationsstudien zur Triage basieren auf retrospektiven Daten, schriftlichen Fallbeispielen oder elektronischen Gesundheitsakten, die mit Verzerrungen behaftet sein können. Zudem haben nur wenige Studien die klinischen Auswirkungen von Fehltriagen untersucht, sodass deren Ursachen und Konsequenzen weiterhin unklar bleiben.

Zielsetzung
Das Projekt verfolgt das Ziel, Triage-Prozesse in Notaufnahmen zu verbessern, indem es optimale Abläufe definiert und Einflussfaktoren identifiziert, die eine wirksame Triage behindern.
Die vier Hauptziele sind daher:
1. Entwicklung eines evidenz- und konsensbasierten Instruments zur Echtzeitbewertung der Triage
2. Analyse von Einflussfaktoren bei Personal, Patienten und ED-Kennzahlen im Zusammenhang mit Fehltriage und deren Konsequenzen
3. Entwicklung und Validierung eines KI-gestützten Triage-Entscheidungssystems
4. Entwicklung und Evaluation eines gezielten Schulungsprogramms für Triagefachpersonen

Methode
Es wird ein mehrphasiger Mixed-Methods-Ansatz verwendet. Zunächst wird ein standardisiertes Instrument zur Bewertung der Triage entwickelt – basierend auf einer Literatursuche, Workshops mit Triage-Expert:innen und einer internationalen Umfrage (modifiziertes Delphi-Verfahren).
In der zweiten Phase wird dieses Instrument in einer multizentrischen, prospektiven Beobachtungsstudie eingesetzt, um Fehltriage, deren Einflussfaktoren und Folgen in Echtzeit zu analysieren.
In der dritten Phase wird ein KI-gestütztes Entscheidungshilfesystem zur Vorhersage und Reduktion von Fehltriage entwickelt und validiert.
Abschließend wird ein Schulungsprogramm zur Verbesserung der Triage-Qualität erstellt und evaluiert.

Erwarteter Nutzen / Relevanz
Diese Studie zielt darauf ab, die Qualität und Sicherheit der Versorgung in Notaufnahmen durch eine verbesserte Genauigkeit der Triage zu erhöhen. Ein umfassendes Verständnis von Fehltriagen und anderen möglichen Mängeln im Triageprozess ermöglicht die Identifikation potenzieller Verbesserungsbereiche und die Entwicklung von Massnahmen zu deren Vermeidung.

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